Gehabt euch wohl!

Gehabt euch wohl!

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Welcher LARPie kennt das nicht: Der Tag beginnt einfach typisch für einen Samstag morgen. Die Nacht war scheisse, da man nicht mal einen Fingerhut, geschweige denn eine Mütze Schlaf abgekriegt hat. Der Schädel dröhnt von einer schlecht gezielten Polsterwaffe, und zehn Bier zuviel tun ihr Übriges zu einem gepflegten Kater. Die Augenlider hängen in Höhe der Kniekehlen, und dieser grauenhafte Geschmack im Mund nach toter Katze, will auch nach dem Zähneputzen nicht weichen.

Sei es wie es sei, so ist man trotz allem doch guten Mutes, und sucht in den Überresten des Gelages von gestern nach etwas Essbarem, und einer dringend benötigten Zigarette. Nach längerem Stöbern im nicht ganz so sauberen Zelt findet sich beides, und mit einem Seufzer lässt man sich zwar etwas benebelt, aber trotzdem glücklich und zufrieden auf einen versifften, nassen Schemel sinken. Einen Kanten Brot und eine angebrochene Flasche Wein wecken die Lebensgeister, die sich zwar partout dagegen wehren, aber schließlich doch unterliegen.

Ein fachmännisch prüfender Blick schweift über das Lager, bleibt am SL Zelt hängen und bestätigt einem: 11:00h. Die SL schläft. Alles ist gut.

Soweit scheint alles in bester Ordnung…

Die Ruhe trügt

Das Unheilt naht. Ehe Du es siehst ahnst Du es, weil sich deine Nackenhaare aufstellen. Du riskierst einen Blick. Da ist es. ES. Gut getarnt, in Form eines scheinbar harmlosen, aber in jedem Fall ganz sicher bösartigen Schwarzrobenträgers schleicht es heran.

Sofort bist Du hellwach.

Du weißt genau: Es sucht DICH! Und es wird dich finden! Wo verstecken? Wo Unterschlupf suchen? Unter dem Schemel? Im Zelt? Hinter dem Zelt? Unter dem Zelt? Fragen über Fragen. Während dein Körper noch unschlüssig in tausend Richtungen auf einmal eilt, dabei aber nicht vom Fleck kommt, ist es bereits zu spät…

„Guten Morgen“

Die Worte zerreißen die Stille, zerschlagen dabei die eine oder andere Gehirnzelle, und spielen mit deinen Nerven Ping-Pong. Die Augen zukneifend nuschelst Du zurück.

„M’rgn …“

Innerlich duckst Du dich, leidest, windest dich… weichst zurück vor dem Gespräch, das Dir plötzlich in dein Ohr gedrückt wird…

War ja mächtig was los gestern…was?

Da ist sie… die unvermittelte Frage, der Anfang vom Ende.

Hmmm…

Die Worte kommen nur geqäult über deine Lippen. Da, der nächste Schwerthieb:

Bist Du InTime?

Nach einem rettenden Ast suchend aber keinen findend, wie ein nervöses Kaninchen in alle Richtungen blickend, auf der Suche nach einem Fluchtweg entfährt Dir ein

Och… joh… gleich…mehr oder weniger, äh…

Vergewaltigung

Da steht er vor Dir. Einer von diesen gutmütigen, offenkundig irgendwie Planlosen, die tatsächlich früh morgens um 11 Uhr morgens, nach durchLARPter und durchzechter Nacht vernünftige Antworten erwarten.

Einer von denen, die extra früh ins Bett gegangen sind, weil sie so hoffen einen eventuell in den Morgenstunden vorbeikommenden Plot mit einem Hechtsprung doch noch zu erhaschen.

Einer der nicht gemerkt hat das die Spieler mal wieder vom Plot gejagt werden, aber schneller sind, und ihn so letzte Nacht abgehängt haben.

Du willst nur deine Ruhe, aber er muss Dir unbedingt erzählen, was er morgens im Wald schon erlebt hat. Und sei es nur, das er den Förster (…natürlich verpackt in eine Geschichte a la „Geheimnisvoller Fremder mit großem Zauberstab und lodengrüner Robe“) auf der Pirsch getroffen hat.

Das Leben kann so grausam sein.

Sprachlos und mit weit aufgerissenen Augen musst Du seinen Worten lauschen. Speichel tropft aus deinem Mundwinkel, und es ist nur eine Frage von Sekunden, bis der erste Schaum vorm Mund auftaucht. Du bist so hilflos, alleine, gefangen in einem Hagelschauer aus Belanglosigkeit, in einem immer wiederkehrenden Alptraum voller Stumpfsinn und Geistes-Siff.

Aber das ist noch nicht das schlimmste.

Während Du leidest und deine Gedanken laut durcheinander schreien merkst Du wie sich in einer Ecke deines Bewusstseins ein Gedanke bildet. Er ist in Arial 22pt, fett und rot. Und er blinkt. Und dann weißt Du was passieren wird, wenn ER endlich dein Desinteresse zur Kenntniss nimmt.

Das Grauen.

Das Namenlose Grauen.

Angst.

Du hast Angst. Panische Angst. Angst vor einem kleinen, unscheinbaren Satz, der noch nicht ausgesprochen, aber bereits da ist. Angst, vor einer sinnlosen Aneinanderreihung von drei hirnzerfressenden Worten, die in Ihrer Wirklung vielleicht vergleichbar sind mit einem von Ilona Christen auf Kisuaheli moderierten Kochkurs. Angst.

Noch immer unermüdlich plappernd, dabei den Kopf in alle Richtungen drehend nach einem neuen Opfer für seinen geistigen Dünnschiss suchend, beschließt unser Folterknecht aufzubrechen, allerdings nicht ohne anzudrohen, später wieder zu kommen. Noch ein letztes Mal nimmt er alle Energie aus seiner Umgebung einem Staubsauger gleich in sich auf, saugt das letzte bisschen Leben aus jedem Grashalm in seinen Körper, um alles für die finale Explosion entgültigen Schwachsinns zu sammeln.

Langsam, wie in Zeitlupe, öffnet er seinen Mund. Du siehst wie seine Lippen die Worte formen. Die Worte, die Dir diesen Morgen gründlich versauen werden.

„Ja, nu… ich geh dann mal.“

„Gehabt euch wohl!“

Soll ich mich auch ballen?

Es klingelt in deinen Ohren. Gehabteuchwohlgehabteuchwohlgehabteuchwohl… – wie ein Echo rast der Satz deine Gehirnwindungen entlang, schraubt sich in grausamen Spiralen in dein zentrales Nervensystem, zerdeppert alles was ihm in die Quere kommt, mäht Dir das letzte bisschen DNA aus deinem Rückenmark. um schlussendlich einer Atombombenexplosion gleich dein Hirn in eine Umlaufbahn um den Mars zu schießen.

„Wrglbrmpft !??“

Mehr kommt nicht mehr über deine Lippen, als dich seelige Ohnmacht ereilt…

Schnitt – Vorhang

Jetzt mal ehrlich. Gibt es etwas schlimmeres als eben diesen Satz??? „Gehabt euch wohl?“ WAS ZUM TEUFEL soll man darauf antworten??? Vielleicht „IHR EUCH AUCH?“ Oder „Gehabt euch auch wohl?“ Oder wie wär’s mit (brüllend) „DU KANNST MICH MAL GERN GEHABT WOLLEN, DU BLÖDES LMNfWDhN!!“ ??? Kann man mit den Stilmitteln der menschlichen Sprachen in einem Satz NOCH WENIGER ausdrücken? Müsste man nicht die Wände raufgehen, wenn man das hört? Oder sich innerhalb einer Sekunde auf einen Einzeller zurückentwickeln, der den „Wohlwünschenden“ mit einem schiefen Grinsen blöd anlächelt???

Tja. Wir wissen es nicht. Wir haben es schon so oft gehört und sind immer noch nicht dahinter gekommen, wie man auf diesen Satz reagieren kann oder sollte. Ja, toll… voll ambientemäßig. Nein. Ist es nicht. Nein.

Und was tun? Wie damit umgehen? Nun. Wir hätten da einen Vorschlag. Es gilt, den Schmerz in andere Bahnen zu lenken. Es ist nicht einfach. Es ist ziemlich brutal. Und es verstößt gegen die Menschenrechte. Es ist die einzige Chance die man hat, um sich seinen Seelenfrieden zu bewahren. Und es macht keinen Spaß, aber es muss getan werden.

Man muss schneller sein und es zuerst sagen!

In diesem Sinne…. gehabt euch wooo….*bumm*

Team Horrowitz

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